Familienforschung / Orte / Birnbaum
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Birnbaum
ist heute wieder Miedzychod, eine polnische Stadt an der Warthe
westlich von Posen. Die Stadt wurde schon früh von Deutschen besiedelt,
die der polnische Großfürst zur Landesentwicklung nach Polen
geholt hatte. Der Abschnitt meiner Familiengeschichte fällt in die
Zeit, als die Provinz Posen Teil des Staates Preußen war (1793 -
1920).
Mein Interesse an der Stadt hat seinen Grund einzig darin, dass eine meiner
Urgroßmütter dort geboren wurde. 1864 ist ihr Geburtsjahr.
Da gab es schon das 1832 verlegte Zedlersche Universallexikon. Falls ihre
Eltern dieses vor dem Umzug aufgeschlagen haben sollten, können sie
daraus keinen großen Nutzen gezogen haben, denn dort heißt
es schlicht:
"Birnbaum, Pohln. Miedzichot, eine kleine Stadt in Groß-Pohlen,
in der Woywodschaft Kalisch, 2 Meilen von Zirkau, zur Linken des Flusses
Warte gelegen. Schneiders Beschreibung des Oderstr."
Es ist also anzunehmen, dass sie bessere Entscheidungskriterien hatten.
Eine umfangreiche Information und gute Anschauung
zu diesem Ort gibt Günther Fuhrmann, der von dort schöne Forschungsergebnisse
mitgebracht hat. Zum Ort selbst und seiner Einbettung in die politische
Geschichte bietet Wikipedia z.Z. die besten Ergebnisse. Der dortige aktuelle
Lexikoneintrag ist übrigens in seiner Kürze dem Zedlers vergleichbar:
"Miedzychód (deutsch: Birnbaum) ist eine Kreisstadt in der polnischen
Woiwodschaft Großpolen, Powiat Miedzychodzki. Sie liegt an der Warthe
und zählt ca. 15.000 Einwohner. Die Stadt entstand vor ungefähr 600
Jahren unter dem Namen Miedzybrud."
(weiterer geschichtlich-politischer Hintergrund
zu Großpolen - Provinz Posen - Warthe)
Karte aus der Zeit der ehemaligen preuß. Provinz
Posen (Aussschnitt Wikipedia)
Birnbaum war einer dieser Ortsnamen, die ich als
Familienforscher fürchte. Allein acht Orte dieses Namens gibt
es in Deutschland. Wie sollte ich jemals den Geburtsort meiner Urgroßmutter
Anna CORVINUS finden. Nach welchen Kriterien sollte ich suchen?
Dass sich schon andere Schwierigkeiten hatten lösen lassen,
konnte nicht wirklich beruhigen.
Vor einigen Jahren z.B. konnte ich Islebien nicht lokalisieren.
Erst spät fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war das
latinisierte Eisleben. Das große Latinum hatte mich nicht
vor dieser Blindheit geschützt. - Bei Treptow an der Tollense
half eine aufmerksame Familienforscherin mit dem Hinweis auf das
heutige Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern. - Bei Birnbaum half
nun vor ein paar Tagen der pure Zufall. G. Fuhrmann hatte vor Ort
geforscht und die Ergebnisse auf seine Homepage gestellt. So fand
ich Birnbaum, seine Apotheke und sogar den Namen des Vaters von
Anna Corvinus, der dort von 1862-65 ein Gastspiel als Apotheker
gegeben hatte.
Das Fazit: Aus der Fülle der Lösungsmöglichkeiten
bestechen die unerwarteten.
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Ludwig Hugo Matthias Corvinus war schon viel herumgekommen, als er 1862
beschloss, die Apotheke in Birnbaum zu übernehmen.
© Peter Teuthorn, 27.12.2005
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