Statt einer Einführung: Geschichte und Genealogie. Wie kann man beides miteinander verknüpfen?

Vor einem Jahr habe ich das Ziel formuliert, auf das sich die Darstellungen dieser Homepage hinbewegen sollen. Es heißt: politische Geschichte mit Familiengeschichte verknüpfen. Dieses Vorhaben ist schwieriger und langsamer zu erreichen, als ich es mir damals vorgestellt hatte.

Es sind bisher einige geschichtliche Kurzdarstellungen entstanden, und das Wissen um die Familie hat sich beträchtlich erweitert. Einiges davon habe ich zu biographischen Skizzen verarbeitet. Mit den Ergebnissen brauche ich nicht unzufrieden zu sein. Aber Verknüpfung von Genealogie und Geschichte?  Geht das überhaupt zusammen?

Wer das versucht, geht zuerst einmal ein doppeltes Risiko ein, das Risiko nämlich, weder von den Historikern noch den Genealogen ernst genommen zu werden. Wie soll man das auch bewerkstelligen?

Denn wer von den Historikern beachtet werden will, muss wissenschaftlich schreiben. Das fängt damit an, dass Ich-Formulierungen verpönt sind, dass Zitieren mittels Quellen- und Literaturhinweisen aus berechtigten Gründen der  Überprüfbarkeit und der Vermeidung des Plagiatsverdachts bis zum Exzess getrieben wird und dass drittens und letztens jeder Versuch eines journalistisch flüssigen und lockeren Stils den Autor verdächtig macht. Fazit: Die Lesbarkeit der erarbeiteten Ergebnisse ist deutlich eingeschränkt.

Zu guter letzt aber das wirklich Entscheidende: Familienforschung scheint dem Historiker letztlich offenbar unwichtig, wenn nicht gar überflüssig. Sie wird weitgehend nicht ernst genommen. Ein Zeichen dafür ist für mich, dass man zu ihr selbst bei den geschichtlichen Hilfswissenschaften keine handwerklichen Angebote findet. Wenn Genealogie als eine der hilfswissenschaftlichen Sparten erwähnt wird, erschöpft sie sich meist in der Form von Adels- und dynastischen Nachweisen. Allerdings scheint sich diese Bild nun doch etwas aufzuhellen, wenn ich auf die ehrgeizigen Projekte der Marburger Personalschriftenforschung und neuerdings des Repertorium Alborum Amicorum der Uni Erlangen blicke. (siehe..)

Und nun zu den Genealogen oder sogenannten Familienforschern. Die Ergebnisse der ernsthaften unter ihnen verstauben noch immer allzu oft in kleinen Zirkeln oder Vereinen. Sie scheinen mit Briefmarkensammlern vergleichbar. Ihre Themen sind kleinräumig und speziell. Die Chance einer neuen Öffentlichkeit über das Internet wird allerdings nun langsam wahrgenommen. Aber viele derjenigen, die sich im neuen Medium tummeln, scheinen ebenfalls aus der Sammlerecke zu kommen. Das ist sicherlich ein plakatives und anfechtbares  Urteil. Zugegeben! Aber die dort angesiedelte Sammelleidenschaft ist unübersehbar. Auch die Darstellungen über vorgefertigte Software erinnern mich an die Albumprodukte des Handels mit Briefmarkenzubehör.

Und wenn ich die Frage nun noch einmal für mich persönlich stelle? Geschichte und Genealogie, geht das wenigstens bei mir zusammen? Schaffe ich es, das eine oder das andere Extrem zu vermeiden? Ich weiß es nicht. Ob eine Synthese gelingt schon gar nicht. Aber es ist einen Versuch wert, und das Web-Medium bietet interessante Möglichkeiten das auszuprobieren.

Als Genealogischer Laie (das sind wir ja alle), mit dem Handwerkszeug des Historikers, dem unschätzbaren Luxus, keinen akademischen Ruhm mehr erstreben zu müssen, und mit der Methode des Patchwork mache ich mich an die Arbeit. Natürlich braucht man auch einen Entwurf. So habe ich mich entschieden, meine historischen und genealogischen Stofffetzen nach zwei Plänen zusammenzunähen. Diese heißen

  • Stadt- und Landesherrschaft in der Frühen Neuzeit am Beispiel Frankenhausens und der Schwarzburger 
    (alias: Das thüringische Frankenhausen und sein Umfeld in der Frühen Neuzeit)
    und

  • Migration und Auswanderung im 19. Jahrhundert ausgehend von Frankenhausen im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt


  • Diese Themenwahl  gibt mir die komfortable Möglichkeit unter I. Ereignisse in der Zeitspanne von der Reformation bis zum Ende des 18. Jahrhunderts darzustellen und unter II. das 19. Jahrhundert zu behandeln.

    Anfangs finden sich verstreut auf dieser Homepage noch nicht zusammengenähte Stofffetzen in allen Größen, Farben und Qualitäten. Ich beginne sie unter der Rubrik GESCHICHTE langsam zu ordnen und vertraue darauf, dass weiterer schöner Stoff  guter Qualität dazu kommt, damit das Patchwork langsam entstehen kann.

    PT 19.1.2003 / 15.9.2004


         

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