Zur Zeit sammle ich Material aus dem Leben meiner Großmutter. Im
folgenden erste biographische Versatzstücke:
Linkes Photo: Die Aufnahme des Verlobungsphotos wurde im April 1908 im Photo-Atelier
von Erikas Vaters gemacht: Moellendorf & Bachmann, Inh. Chr. Bachmann,
Stettin, Mönchenstr. 20-21.
Am 12. August 1909 heirateten Emil und Erika in Swakopmund / Deutsch-Südwest-Afrika.
Die Trauung wurde in der Wohnung eines befreundeten Ehepaares vorgenommen,
da Swakopmund damals noch keine Kirche hatte.
Sie wurde als Erika geboren, schrieb sich aber selbst bereits früh
Erica.
Auch das erste Haus in Deutsch-Südwest-Afrika nannte sie "Haus
Erica". Häuser mussten also einen Namen haben. Das Haus, das
sie nach ihrer Scheidung von Emil und ihrer Heirat mit Otto Brenning in Müritz
baute und bewohnte, nannte sie nach dem Hobby ihres zweiten Mannes, des Graaler
Apothekers Otto Brenning, "Heidjägerhof".
Tagebuch
Das im Juli 1917 in Windhuk begonnene Tagebuch über und für ihre
Kinder behandelt die Zeit seit ihrer Einschiffung in Hamburg 1909 - Herbst
1920. Es beginnt: "Jetzt in der Kriegszeit, wo wir keine Nachrichten
an unsere Lieben in der Heimat gelangen lassen können, ..." und
bricht im September 1920 mit einer Eintragung aus dem Seebad Ahlbeck ab. "...Zu
viel haben wir inzwischen erleben müssen! Die Zustände wurden immer
schlimmer, im März kam es zu erneuter Revolution, auch in Pölitz
herrschte die rote Garde. Onkel Walther und Tante Mieze // " Die nächsten
Seiten sind leider nach 1945 herausgetrennt worden. Daraus schließe
ich, dass hier mit großer Wahrscheinlichkeit nicht unfreundliche Anmerkungen
über den beginnenden Nationalsozialismus folgten.
Es wird interessant sein, aus den meist unpolitischen Berichten über
die Kinder die wenigen Meinungssplitter herauszusuchen, die Aufschluss über
Wertevorstellungen und politische Ansichten geben können. Die
entsprechenden Hinweise stehen immer im Zusammenhang mit praktischen Erfahrungen.
So z.B. durchaus antijüdische Äusserungen im Zusammenhang mit dem
Zwangsverkauf ihres Hauses in Windhuk nach dem Ausweisungsbeschluss. Der Makler
ließ sie im Glauben eines guten Erlöses, der sich angesichts der
in Deutschland bereits vorhandenen Inflation für sie als Täuschung
darstellte. "Hals über Kopf wurde nun verkauft; der englische Jude
Siebenstein verkaufte unser schönes Besitztum wie es stand mit allen
Möbeln, Geschirr usw. [...] dachten Wunder, was wir in der Heimat für
das Geld kaufen könnten. Von einer Entwertung hatten wir ja noch keine
Ahnung."
(Das in ihrem Besitz befindliche Tagebuch hat mir Inge Schweisshelm, geborene
Teuthorn, leihweise zur Verfügung gestellt.) Auszüge
im pdf-Format.
Ankunft in Swakopmund
9. August 1909
Malerei & Photographie
Erika stammte aus einer künstlerisch begabten und interessierten Familie.
Sie ist wohl bereits ihrem Vater im Photo-Atelier zur Hand gegangen. Sie besaß
eine der ersten Leicas und hat ganz früh mit Agfa-Material Farb-Dias
gemacht. Aus der Afrika-Zeit existierten SW-Dias.
Bereits in DSW hat sie eigene großformatige Ölbilder gemalt;
z.B. die Auasberge in der Abendsonne, die offensichtlich von ihrem Haus zu
beobachten waren. Von 1908 existiert noch ein signiertes schönes Flieder-Stilleben,
das sie demnach mit 21 oder 22 Jahren malte. Ich erinnere mich noch an eine
Birkenlandschaft, die bei unserer Flucht aus der DDR wohl dort geblieben ist.
Bärbel Liedtke, geb. Studemund, hat aus der Zeit um 1950 intensive Erinnerungen
an interessante Gespräche mir der damaligen 65 jährigen Erika Brenning,
die zu Bildungserlebnissen wurden.
Gästebuch
Eintragungen und Photos - vor allem zwischen 1929 und 1943 - geben Aufschluss
über ein gastfreundliches Haus in Graal-Müritz.
Friedhof Graal-Mürritz
Findling-Grabstein auf dem Friedhof Graal-Müritz
©Peter Teuthorn, 20.02.2002
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