Familiengeschichte

Die Mainzer Apotheker-Familie des Gottfried Deuthorn (Teuthorn)

Alle bekannten Teuthorns gehörten dem lutherischen bzw. dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis an. Es gibt nur eine Ausnahme. Dies ist die nach der Reformation katholisch gebliebene Apothekerfamilie Deuthorn/Teuthorn aus Mainz. Ihre Familienereignisse sind im wesentlichen in den Kirchenbüchern von St. Quintin aufgezeichnet.

Hierzu finden sich Daten in der Mormonen-Datenbank, vor allem aber in Hans Dadders Arbeit über das  Apothekenwesen von Stadt- und Erzstift Mainz aus dem Jahr 1961. [1]

Das Herkommen des Gottfried Teuthorn ist noch ungeklärt. So kann es sein, das ein Teuthorn noch vor der Reformation aus Frankenhausen abwanderte oder dass er diese Stadt zur Zeit der Reformation verließ, um seinen hergebrachten Glauben weiter auszuüben. Es ist aber natürlich auch möglich, dass er aus einer benachbarten Region, z. B. aus dem Fränkischen kam. [2] Allerdings konnte ein solcher Fall bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Noch während des  dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1640,  erwarb Gottfried Deuthorn, der der Zeit und seinem Stande entsprechend als Godefredus aufgezeichnet ist,  das Mainzer Bürgerrecht. Schon am 10.8.1638 hatte er die Apothekertochter Anna Maria Weis geheiratet. Die Ehe wurde im Dom geschlossen.

Zwar wird er zunächst als Domapotheker bezeichnet, jedoch übernahm er in der indirekten Nachfolge seines verstorbenen Schwiegervaters Andreas Weis die Apotheke an der Münze und am Markt. Nach dessen Tod hatte Annas Stiefvater Graphelius diese geführt, doch hat sie ihm wohl nie selbst gehört. Denn in der Eheabrede der Anna Maria Weis heißt es ausdrücklich, sie bringe "die väterliche Nahrung lt. Inventars" [4] mit.

In Ermangelung weiterer biographischer Kenntnisse zu Gottfried Teuthorns Heranbildung zum Apotheker greife ich auf den Lebenslauf eines nur etwa zehn Jahre älteren Apothekers aus Frankenhausen zurück, der Stadt, mit der Teuthorn  und seine Vorfahren mit recht hoher Wahrscheinlichkeit verbunden waren. Zwischen 1627 und 1649 betrieb dort der aus Greußen zugezogene spätere Bürgermeister Andreas Happe eine Apotheke. [5] "Er besuchte offensichtlich eine gute Schule, denn er beherrschte die lateinische Sprache bereits als Jugendlicher. Im Jahre 1613 [...] verließ er Greußen und ging in Naumburg in eine vierjährige Apothekerlehre. Nach Ende seiner Lehrzeit erhielt er ein 'schrifftliches Testimonium'.  Anschließend kehrte Happe nach Greußen zunächst zurück, um dann in Hirschberg in Schlesien eineinhalb Jahre als Apothekergeselle zu arbeiten und anschließend als Provisor [6] eine Apotheke zu verwalten." Danach hat er ein Jahr lang bei seinem Schwager, einem Nordhausener Arzt, 'in Chymicis laboriret' und  baute sich mit seinen so gesammelten Kenntnissen und Erfahrungen in seiner  Heimatstadt eine Apotheke auf, die er, wie oben erwähnt, 1627 nach Frankenhausen verlegte. [7]

Nach Gottfried Teuthorns Tod im Jahre 1664 lässt seine Witwe die Apotheke durch einen Provisor führen. Als aber dessen Nachfolger im Frühjahr 1676 eine eigene Apotheke in einer anderen Stadt übernimmt, führt seit dieser Zeit offensichtlich Gottfrieds Sohn Samuel (*1640 +1687) das Geschäft. Nach dessen Tod wird im Dezember 1687 sein Bruder Johannes Paul Deuthorn (1650-1709) der Besitzer der Apotheke. "Von der Prüfung eines Apothekers hören wir zum ersten Male am 10. De­zember 1687. Paul Teuthorn will die Apotheke seines verstorbenen Bruders Samuel übernehmen und wird von der medizinischen Fakultät auf Ansuchen des Kämmerers, des Präsidenten des Stadtgerichtes, geprüft. Dem 'Neopharmakopolo'  wird am 12. Dezember 1687 ein Zeugnis ausgestellt. Er hat außer bei seinem Bruder, in Zürich, Darmstadt, Basel, Schlettstadt, Heidelberg und Wien serviert [gedient] und die meisten Fragen ziemlich beantwortet, so daß er für einen Apotheker bestehen mag. Allzu gut scheint die Prüfung jedoch nicht ausgefallen zu sein; denn es wird ihm zur Auflage gemacht, sich in den ersten Jahren eines tüchtigen Gesellen zu versichern, mit dessen Hilfe er die Rezepte der hiesigen Medici anfertigen und sich in der Herstellung chemischer Medikamente als auch anderer schwerer Composita vervoll­ständigen könne." [8]

Paul Deuthorn bleibt bis zu seinem Tode im Februar 1709 Apotheker an der Münze und am Markt. Heinrich Birrenkoven, der 1725 Paul Deuthorns Tochter Anna Franziska  (*1695) heiratet, wird 1716 Bürger und Nachfolger Deuthorn in der Leitung der Apotheke. Als Birrenkoven im April 1727 stirbt, kann seine Witwe diese offensichtlich nicht mehr halten. Für spätestes 1734 ist ein neuer Besitzer belegt, der die Apotheke auch selbst leitet.

!745 ändert Heinrich Neuwerth den Namen seiner Apotheke in Löwenapotheke. Der Apotheker Johann Heinrich Liebler erwirbt die Apotheke 1777 und verlegt sie vom traditionellen Standort Am Markt 23 zum Markt 3. Zuvor hatte er 1770 das dortige Haus erworben.

Wie schon gesehen, folgte der  Beruf des Apothekers zu dieser Zeit dem Muster Lehrling - Geselle - Wanderjahre - Obergeselle (-gehilfe)/Provisor -  selbständiger Apotheker. Anders als z.B. die handwerklichen Barbier-Chirurgen gehörten die Apotheker nicht einer eigenen, sondern der Krämerzunft an. Allerdings war zumindest ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Mainz der Zunftzwang für Apotheker umstritten. Man holte deshalb Mitte des 17. Jahrhunderts Gutachten in anderen großen Städten ein. Danach waren dort Apotheker in keiner Zunft mehr, unterlagen aber als Bürger der städtischen Rechtsprechung, nicht etwa derjenigen der Universität.

Die Zahl der Apotheken war in Mainz auf drei begrenzt. Sie mussten sich in unregelmäßigen Abständen einer durch die Obrigkeit angesetzten Visitation unterziehen. "am 29. Dezember 1691 werden die drei Apotheken [...] visitiert. Es ist dies die erste mit Einzelheiten überlieferte Besichtigung. Die drei Apotheker, Johann Konrad Vehlen, (Domkapitularisehe Apotheke), Georg Peter Bralliard (Apotheke am Brand) und Johann Paul Deuthorn (Löwen­apotheke) [9] müssen zunächst - wie schon 1659 - auf der Münze einen Eid ablegen. Ebenso werden die drei ältesten Gesellen in "handtreuliche" Pflichten genommen. Darüber hinaus wird bestimmt, daß in Zukunft alle Apotheker­gehilfen, die nach Mainz kommen, auf der Münz mit Hilfe der Stadtphysici zu vereidigen seien. Bisher nahmen die Principale diese Verpflichtung nach der Ordnung von 1618 in der Apotheke selbst vor. Das Domkapitel, auf dessen Kosten die Visitation geht, schaltet sich ebenso wie der Rat stärker ein." [10]  


Daten und Quellen zu den Mainzern habe ich gerade mit der neuen GFA7.0-Version dargestellt. Außerdem ist eine Kurzversion der Mainzer Teuthorn unter http://teuteuteu.blogspot.com zu finden.


© Peter Teuthorn, 2.9.2007


Links zu:
Beschreibung St. Quintin http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/mkuz-5sydea.de.html
Beschreibung Dom http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/mkuz-5v9eue.de.html
Zeitgenössische Ansichten von Mainz: http://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/region/orte/orte-m/mainz/historische-ansichten.html

 
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[1] Dadder, Hans: Das Apothekenwesen von Stadt- und Erzstift Mainz: Mit der Mainzer Medizinalordnung und großen Apothekertaxe von 1618, in Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Frankfurt a.M. 1961.

[2] Das wäre dann allerdings eine Herkunft für die es, was die Belege betrifft, noch keine Parallele gibt. Ebenso habe ich noch keine Erklärung für die Herkunft der Greussener Teuthorns.

[3] Rekonstruktion des 1814 abgerissenen Baus. Zeichnung von K.H. Matthias (Sta Mainz III M h).

Der  Gotischer Arkadenbau der Münze am Markt war im 15. Jahrhundert Versammlungsort der patrizischen Münzerhausgenossen. Quelle: http://213.139.155.226/digitales_haeuserbuch/index.htm?backlink=mkuz-5vwh4v.de.4  (besucht 3.9.2007)

[4] Dadder

[5] Görmar, Gerhard: Beitrag zur Geschichte der Apotheken in Frankenhausen, in Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft - Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen - Heft 19, 2005, S. 97/98.

[6] Im 17. und 18. Jahrhundert ist diese Berufsbezeichnung in Apotheken für einen "Obergehilfen" oder Apotheker-Gesellen üblich, der die Apotheke bei Abwesenheit des Apothekers, z.B. für seine Witwe, in Eigenverantwortung führen kann. Dies entspricht der im Grimmschen Wörterbuch genannten Wortbedeutung, nach der ein Provisor (Vorseher) jemand ist, der "die Aufsicht über etwas oder über andere führt".

[7] Görmar.

[8] Dadder S.64/65.

[9] Die Bezeichnung Löwnapotheke stammt esrst aus späterer Zeit. Die Umbenennung erfolgte um 1740 durch den Apotheker Heinrich Neuwerth. Auf der Website der heutigen Löwenapotheke findet sich eine kurze historische Chronologie:  http://www.loewen-apotheke-mainz.de/ueberuns.html (besucht 3.9.2007)

[10] Dadder, S. 49.

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