Familiengeschichte

Die Familie Nagel

Wilhelm Günther Teuthorn wurde 1836 Kieler Bürger und Amtschirurg und heiratete im selben Jahr Louise Charlotte Dorothea Nagel (*25.9.1809), die Tochter des verstorbenen Kieler Chirurgen Nicolaus Nagel.

Ihre Familie ist im Sinne des Wortes für die Familiengeschichte von doppelter Bedeutung. Denn auch in der nächsten Generation war die Heiratspartnerin wieder eine Nagel. Cousine Henriette Wilhelmine Fanny Nagel (*19.6.1840) heiratete Cousin Wilhelm Friedrich Otto Teuthorn (*13.8.1836).

Bisher ermittelter Stammvater der Nagels ist Frentz Nagel aus Dammfleth in der Wilstermarsch. Er wurde um 1660 geboren und stammte aus "Im Hohenfelde". Sein am 27.11.1691 in Wilster geborener Sohn hieß wiederum Frentz. Dieser heiratete am 29.4.1725 in Wilster Trien Stelling. Aus dieser Ehe wurde am 24.3.1731 Frenz Nagel geboren, der in Wilster als Arbeitsmann lebte und dort 21.12.1801 starb. Aus seiner ersten Ehe mit Malena Poppen (1737 - 20.3.1770) wurde am 13.3.1765 in Dammflleth als dritter Sohn Nicolaus Nagel geboren. (Der erste Sohn hatte wieder den Namen Frenz erhalten.)

Für den aus dem Süden oder der Mitte Deutschlands kommenden Reisenden ist dies eine eigenartig fremde, fast unwirkliche Landschaft. Wenn er von Hamburg kommend und Itzehoe westlich umfahrend sich nach Westen wendet, sieht er nichts als flaches, weites Land mit einem tief hängenden Himmel. Kirchtürme markieren in großen Abständen die hier verstreuten Orte. Als solche Landmarke erscheint irgendwann auch der Turm der St. Bartholomäus-Kirche Wilster. Der heutige Ort ist Heimat für eine Bevölkerung von ? (2.250 Wohnungen). Ganz kurz nach der südlichen Ortsausfahrt dann die Ansiedlung Dammfleth, ein Straßendorf ohne Ortskern.

Aus diesem Dammfleth also kam Nicolaus Nagel 1790 nach Segeberg. Aber natürlich nicht auf direktem Wege. Denn zuerst beendete er 1784 in Kiel seine Lehre als Chirurg und absolvierte anschließend die vorgeschriebenen Wanderschaft. In Segeberg heiratete er die gut 10 Jahre ältere Tochter des verstorbenen Amtsmeisters der Barbiere & Chirurgen Friedrich Sibbers, Johanna Hedewig Dorothea Sibbern (*28.9.1754), und wurde dort zugleich selbst als Meister dieser Handwerkszunft tätig. - Nicolaus selbst hat das in der Bibel für seine Tochter Louise so vermerkt:

"A: 1765 den 13tn Märtz bin ich Nicolaus Nagel geboren in der Wilsther im Orte Dammfleth von meinen Eltern Frantz Nagel und Magdalena geborene Poppen. A: 1790 den 19ten Märtz bin ich nach Seegeberg gekommen, den 22. May habe ich mit der Jungfer Johanna Hedewig Sibbern Hochzeit gehalten."

Die hinter diesem Beispiel hervorschimmernden Aspekte von Zunftverfassung und Bürgerstatus sowie des Versorgungsgedankens innerhalb dieses sozialen Systems vor Einführung von Sozialgesetzen, habe ich bereits in dem Aufsatz "Barbiere & Chirurgen" behandelt. Sein Sohn aus dieser ersten Ehe, Nicolaus Christian Friedrich (*1792), verheiratete sich nach Christiania, dem damaligen Namen für Oslo. Dorothea Sibbern verstarb im August 1798.

Das Interessante für mich ist, dass die Regionen Holstein, Schleswig, Norwegen und Dänemark für die Familie Nagel offensichtlich so etwas wie ein natürlich zusammengehöriger Lebensraum waren. Denn neben den bereits erwähnten Orten erweiterte sich der Einzugsbereich der Familie mit der zweiten Ehe des Nicolaus Nagel noch um die dänische Insel Fünen. Von dort, genauer aus dem südöstlich von Odense gelegenen Skalbjerg, stammte Charlotta Maria Flug oder Pflug (*3.10.1775), die er am 15.11.1798 in Kiel heiratete. Zum Zeitpunkt der Volkszählung vom Frühjahr 1803 war der Haushalt der Familie Nagel in der Schuhmacherstr. 57 und umfasste neben dem Ehepaar noch zwei jüngere Schwestern von Charlotta Flug, zwei Lehrburschen und eine von ihrer Pension lebende Witwe.
Von seinen vier Kindern aus dieser Ehe ist sein Sohn Jens Otto Christian Friedrich Nagel am 16.12.1803 in Kiel geboren. Dieser praktizierte später als Arzt in Leck, Südtondern. Seine sechs Jahre jüngere Schwester Louise Charlotte wurde 1836 die Stammmutter der Kieler Teuthorns.

Jens Otto Nagel hatte nicht den Beruf seines Vaters als Handwerkerchirurg ergriffen, sondern studierte Medizin. Es ist naheliegend anzunehmen, dass er sein Studium an der Christian-Albrecht-Universität in Kiel absolvierte. Seine Tätigkeit als Dr. med. führte ihn nach Leck in Südtondern. In der Taufurkunde seiner Tochter wird er als Armenarzt, in an anderer Stelle als Landarzt bezeichnet. Sein Wohnverhältnisse in Leck müssen großzügiger als die der Teuthorns in Kiel gewesen sein. So jedenfalls erinnert sich Emil Teuthorn in einem Brief zur Vergangenheit der Familie und begründet damit, warum die Heirat seiner Eltern Fanny Nagel und Wilhelm Friedrich Otto Teuthorn am 20.6.1865 nicht in Kiel, sondern im Haus der Brauteltern in Leck stattfand.

© Peter Teuthorn, 6.1.2004


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