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Geschichte der Stadt Kiel (I)

Im Rahmen der Expansionspolitik durch neue Siedlungen legte der  Schauenburger Graf Adolph Kiel bereits 1233 an. 1242 verliehen seine Söhne der neuen Hafensiedlung die Stadtrechte, da ihr Vater kurz vorher abgedankt hatte [1].

1283 wurde Kiel für mehr als 200 Jahre Mitglied der Hanse, ohne jedoch in ihr jemals eine bedeutende Rolle gespielt zu haben.

1526/27 erreichte die Reformation die Stadt und das von Graf Adolph gegründete Franziskanerkloster wurde ab 1530 säkularisiert. Kiel war in dieser Zeit eine „vom Adel[2] abhängige Landesstadt“ mit einer kleinen, „vor allem dem Adel verpflichteten Oberschicht und der breiten ärmlichen Handwerkerschaft“[3].  Mit der 1665 eingeweihten Universität zog auch akademisches Leben in Kiel ein. Als eigenständige Korporation waren ihre Angehörigen allerdings keine Bürger, da sie nicht der städtischen Gerichtsbarkeit unterstanden.

Ab 1544 bis 1773 gehörte Kiel zum Gottorfer Territorialstaat. Der dänische König Christian III. hatte die Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig - Holstein - Gottorf unter seine 2 Brüder aufgeteilt. In der Folge wurde Adolf in seiner Eigenschaft als Herzog von Schleswig Lehnsmann seines Bruders, war aber als Herzog von Holstein reichsunmittelbarer Fürst des deutsch-römischen Reiches. Zwischen versuchter Neutralitätspolitik einerseits und Anlehnung[4] an Schweden suchte er Gottorf unabhängig zu halten. 1773  kamen die holsteinischen Gebiete des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf durch Territorialtausch  an den dänischen König Christian VII. Das hatte die Auswirkung, dass Kiel nun zum dänischen Gesamtstaat gehörte, den es erst 1864 wieder verließ, um dann 1867 endgültig preußisch zu werden.

Der Fortzug (1773) von etwa 200 Verwaltungsbeamten und Staatsbediensten die zu den einkommensstärksten Einwohnern gezählt hatten, war für die kleine Stadt eine bedeutende wirtschaftliche Einbuße. Überhaupt entwickelte sich die Stadt nur schleppend. Das rigide Zunftsystem mit seinen Abschottungstendenzen gegen alles Stadtfremde und mit der Neigung, bestehende Zustände zu zementieren, hatte die Stadtentwicklung nicht gerade begünstigt.

Ab 1830 wurden Versuche unternommen, wirtschaftliches Wachstum über den Hafen zu erreichen und dazu den Transithandel zu begünstigen und die Gewerbefreiheit zu lockern. Natürlich sind solche Entwicklungen fließend. Bereits 1779/1786 war die Poststraße nach Altona ausgebaut worden. Die 1844 eröffnete Bahnverbindung verkürzte die Fahrzeit auf 2 ½ Stunden und vervielfachte die Frachtkapazität  auf einen Schlag. 1859 brachte der ersehnte Anschluss an die Telegraphenlinie Hamburg-Kopenhagen einen Durchbruch in der Kommunikation, so dass der Handels- und Industrieverband feststellen konnte, dass dadurch „das Reisen für Geschäftsleute im allgemeinen nicht mehr in der absoluten Notwendigkeit geboten wird.“ [5]

In den Jahren 1864 und 1871 sah das Herzogtum Holstein und mit ihm Kiel entscheidende Veränderungen. Zuerst den durch eine neue dänische Verfassung erzwungene Union mit Dänemark, dann die Besetzung durch Truppen des Deutschen Bundes bis es 1867 endgültig preußisch wurde. Wichtiger noch als diese politischen Entscheidungen war für die Stadt die Verlegung des preußischen Flottenstützpunktes von Danzig nach Kiel und seine Ernennung - neben Wilhelmshafen - zum Reichskriegshafen. Bald folgten der Flotte die Werften.

In der Folge wuchs die Bevölkerung Kiels explosionsartig. Die Abhängigkeit von der Flotte begrenzte die Entwicklung des Handelshafens. Die schlimmste Folge aber war, dass Kiel damit automatisch zu einem der Hauptziele alliierter Bombardements des 2. Weltkrieges wurde, was zu einer nahezu vollständigen Zerstörung der historischen Altstadt führte.


Das zerstörte Kiel im Spätsommer 1944 ( Abb. k2)

Das heutige Kiel mit seinen 240.000 Einwohnern ist ganz auf das Wasser hin orientiert und Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Zu dem damit aufgeschlagenen weiteren Kapitel verweise ich auf die entsprechenden  Informationen unter www.kiel.de und www.kieler-woche.de .


© Peter Teuthorn, 10. August 2002

Fußnoten
[1] Graf Adolph trat  1241 als Bruder Adolph in den Franziskanerorden ein, ließ sich zum Priester weihen und nach seinem Tode in der Kirche des von ihm im Stadtbereich gegründeten Franziskanerklosters beisetzen.
[2] Etwa 1/5 der Kieler Häuser wurde durch Adelige bewohnt.
[3] Geschichte der Stadt Kiel / Jensen, S. 58.
[4] Er verheiratet seine Tochter Christine mit dem schwedischen König Karl IX. Der Sohn des Paares ist Gustav II.
[5] Kieler Handels- und Industrieverein, Jahresbericht pro 1859, Kiel 1860, S. 25, zitiert nach Geschichte der Stadt Kiel / Jensen,  S. 164.



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